Der Damokleszwerg und das Gruselkabinett
Falter / November 2025
Florian Scheuba beschränkt sich in seinem dritten Soloprogramm „Schönen guten Abend“ (Regie: Rupert Henning) stilistisch nicht mehr auf seinen gewohnt klugen kabarettistischen Vortrag, in dem er abermals politisch und gesellschaftlich relevante Ereignisse aus dem allzu gnädigen Schatten des Vergessens ins Rampenlicht rückt und dort scharfsinnig seziert, sondern schlüpft auch präzise in diverse Rollen, um aktuelle Ungeisteshaltungen zu verkörpern: durchwegs selbstgefällige Charaktere, die kaum zu Karikaturen zugespitzt werden müssen, um sich unschön zu entlarven. Ein Gruselkabinett ganz anderer Art entsteht, wenn Scheuba das Trump’sche Prinzip, die jeweils denkbar ungeeignetsten Personen mit Ministerposten zu betrauen, auf Österreich umlegt.
Humoristisch bedient Scheuba in seinem neuen Solo ein bemerkenswert breites Spektrum: von geschliffenen Satiren und guten Pointen – z.B. über das Demokratieverständnis eines typischen Österreichers: „Ob ich nicht wählen gehe, weil’s mich nicht interessiert, oder weil’s keine Wahlen mehr gibt, ist letztendlich wurscht, oder?“ – bis hin zu bemühten Wortspiele und billigen Kalauern über Kickls Körpergröße. Erfreulich indes, dass er auf die für ihn bislang so typischen vergleichenden „das ist so, als ob“-Witze weitgehend verzichtet.
Trotz der vielen besorgniserregenden Entwicklungen des Weltgeschehens, die Scheuba virtuos verhandelt, findet er am Ende zu einem versöhnlichen und ungewohnt persönlichen Finale.

0 comments on Der Damokleszwerg und das Gruselkabinett