Finnische Landstraßen und grüne Pferde
Hubert Wolf & Bruno Reininger – “Cashcowboys”
„Da lacht nicht nur der Alien !“
kabarett.at / 11. Mai 2006
Die beiden mit den Vornamen Sue und Dolly gestraften Gebrüder Cash sind in Wahrheit viel mehr, als zwei einfache Cowboys, die ihre Liebe zur Musik nach Wien geführt hat. Es handelt sich bei ihnen um zwei in die mitteleuropäische Einödnis strafversetzte Spezial-Agenten der Abteilung „Alien Defence Country Division“. Die Aufgabe der „ADCD“ ist es, getarnte Außerirdische aufzuspüren und unschädlich zu machen. Und das ausschließlich mit musikalischen Mitteln. Aliens reagieren nämlich hochgradig allergisch auf „Country & Western“. Sue und Dolly Cash sind somit die unerschütterlichen missing links zwischen den „Men in Black“ und dem legendären „Man in Black“.
„Life ain’t easy for a boy named Sue“
Ihr Repertoire reicht dabei von Ohrwürmern wie „Bonanza“ oder „Ghostriders in the Sky“ über Schmachtfetzen wie „Satin Sheets“ oder „Desperado“ bis hin zu Klassikern wie „Ring of fire“ oder „These boots are made for walking“. Dass Guitarrero Bruno Reininger seine mitreißenden Soli auch im vierten Programm dieses Duos wieder mit angemessen enthusiastischem Minenspiel begleitet, versteht sich von selbst.
So richtig spaßig wird es, wenn sie von den vergeblichen Versuchen der in Finnland stationierten ADCD-Abteilung berichten, amerikanisches Liedgut mit der Sprache der Einheimischen in Einklang zu bringen. Bei „Kantri Rotz“ (die finnische Version des John-Denver-Evergreens „Country Roads“) lachen nicht nur die Aliens. Entwicklungshilfe für die australischen Kollegen leisten sie mit einer unerhört fesselnden Verschmelzung von „Oh Susannah“ mit „Highway to Hell“. Dollys eher bescheidenen Ansätze, Außerirdische mit Country-Poetry zu enttarnen, unterbricht Sue indes zurecht mit einem entnervten „Dolly ! Basta !“
Meister der Wiederverwertung
Hubert Wolf – für alle, die es noch nicht wissen : ja, der Herr Putz aus der Möbelhaus-Werbung – und Bruno Reininger gelingt auch der musikalische Brückenschlag vom wilden Westen in den fernen Osten. Mit dem japanischen Death-Metal-Hammer „Sushi Harakiri“ und der chinesischen Weise „I walk your dog“ greift Wolf auf zwei bewährte Nummern aus „Pasta Disasta“ zurück. Überhaupt erweist er sich in seinem vierten Programm als schlitzohriger Wiederverwerter seines Repertoires. Kein Vorwurf. Schließlich kann sich nur, wer bei sich selbst klaut, der Qualität der Beute gewiss sein. Wiederhörensfreude gibt es daher u.a. auch mit dem Lachschlager „When will I ever lose my heart“ aus dem Debut-Programm „Mitleids-Tour“ und dem vertonten Kalauer über ein grün gestrichenes Pferd. Apropos : zum selben Thema gibt es noch einen zweiten populären Witz, der sich wunderbar als romantische Ballade eignen würde.
Wertvolles Augenzwinkern
In Summe ist das „Crazy Country“-Programm der „Cashcowboys“ eine in einen originellen Rahmen gepresste und mit schrägen Einfällen durchsetzte Abfolge stimmungsvoller, amüsanter oder gewitzt interpretierter Songs. Ein angenehm unprätentiöser Abend. Gelegentlich vermittelt er auch das authentische Flair eines Wildwest-Saloons – mit einem schon etwas länger nicht mehr gestimmten Piano. Aber womöglich lag es nur an der bei Hubert Wolf unvermeidlichen Premieren-Nervosität, dass er stimmlich bisweilen am Ton vorbei tremolierte. Wolfs einnehmender Ausstrahlung tut das keinen Abbruch. Einmal mehr erweist sich seine schelmische, natürliche Art als eine der tragenden Säulen des verlässlichen Unterhaltungswerts des Duos.
PS: Zum vollinhaltlichen Genuss des Abends ist es von Vorteil, des Englischen mächtig zu sein.
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