Selbst ist der Schlappi
profil 03/2004
Karl-Ferdinand Kratzl hat ein Kinderbuch geschrieben: „Schlappi – Am Anfang war der Hase“
Am Anfang war also der Hase. Gottes erstes tierisches Geschöpf. Ein unbeschwertes rosa Wesen, das in seiner lebenslustigen, anarchischen Naivität schon bald die Schattenseiten seiner Erst- und Einzigartigkeit erkennen muss. Dazu muss “Schlappi” aber zuerst das Nachdenken erfinden. Und das ist nicht so einfach, denn Gedanken tauchen unvermittelt auf, “wie die Fee im Zauberwald oder der Kakao auf der Haut”. Einsam und traurig weint er ein Tränenmeer, fährt auf einem mit Erdbeereis randvollem Schiff auf eine Insel mit bedrohlicher Vegetation, findet Freunde und kehrt mit einem Schnellboot mit Pfurzgurken-Antrieb und um viele Erfahrungen reicher in das inzwischen gut bevölkerte Paradies zurück, um es nun auch mit den ersten Menschen Avam und Eda aufzunehmen.
Aus tiefer Trauer wird Erdbeereis, Angst löst sich in Wohlgefallen auf, und eine Hasensuppe entpuppt sich als Ursprung allen zwischenmenschlichen Übels. Die faszinierend kuriosen Gedankengänge von Karl-Ferdinand Kratzl, dieses Perlentauchers in den unerforschten Tiefen des phantastischen Ozeans, hatten schon in seinen Kabarettprogrammen oft etwas märchenhaft Hintergründiges. “Schlappi” ist auch so eine merkwürdige Geschichte voll bezaubernder Details und spontaner Haken. Verblüffend in ihrer Einfachheit und – für erwachsenere Vorleser – mit grenzenlosem Platz zwischen den Zeilen. Kongenial und liebevoll illustriert von Helga Bansch. Ein Kinderbuch aus dem Bauch, wertvoll und witzig. Frei von pädagogischen Zeigefingern, aber mit einer Botschaft : “Nachdenken, wenn es sein muss. Weinen, wenn es sein muss. Und Lachen und Freude haben am Hasenleben. Denn das Leben ist schön.”
- „Schlappi – Am Anfang war der Hase“
- Karl Ferdinand Kratzl / Helga Bansch
- Verlag : Hoanzl / 36 S. / 14,90 Euro
- ISBN 3-902309-11- 3
0 comments on Selbst ist der Schlappi