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Kritiken

Uneinigkeit und Recht auf Freiheit

Kabarett-Kaktus: Sahne trifft Schlagobers
„Weißt du warum die Leute noch nicht tanzen? Die staunen noch!“

kabarett.at / 28. Juni 2006

Als sich Cordula Zwischenfisch gegen 22:15 Uhr umständlich sein Sakko verkehrt herum anzieht und sein Kollege Ines Fleiwa mehr gelangweilt also genervt bemerkt, dass er die nächste Nummer also wieder einmal auf lustig bringen wolle, ist dem Publikum noch nicht klar, dass es in Kürze Zeuge eines Auftritts werden wird, der sich einen Spitzenplatz in der Ewig-Besten-Liste der schrägsten Späße verdient. Sagenhaft! Doch alles schön der Reihe nach. Das lobenswerterweise alljährlich vom Münchner Nachwuchs-Wettbewerb “Kabarett Kaktus” und “wienXtra” veranstaltete kabarettistische Wechselspiel zwischen Österreich und Bayern bescherte dem Publikum im “Orpheum” auch heuer wieder “4 zum Preis von ½”. In ganzen Worten: Vier Acts für 7,50 Euro. So viel zum kommerziellen Argument. Das inhaltliche sollte sich im Lauf des Freitag-Abends als noch bestechender erweisen.

“Das ist mir noch nie passiert.” (Swoboda) Den Anfang machte Vielseitigkeits-Staatsmeister Mike Supancic mit abwechslungsreichen Ausschnitten aus seinem aktuellen Solo “Radio Supancic”. In einigen seiner Lieder und Parodien spricht er jenes Thema an, das auch dem 36-jährigen Münchner Filmemacher Stefan Betz (“Grenzverkehr”) als roter Faden in seinem Programm dient: Rassismus. Die Geschichte vom provinziellen Bürgermeister, der im Wahlkampf zwischen die Fronten seiner fremdenfeindlichen Wählerschicht und menschenrechtsaktiven Tochter gerät, strotzt zwar nicht vor Originalität, ist aber eine für ein Kabarett-Debut (!) sehr bemerkenswerte Leistung. Und vor allem vermag Betz seine kleinstädtische Satire so kurzweilig zu erzählen, dass man ihm einfach gerne zuhört.

Nach der Halbzeit-Pause beschreitet seine Merkwürden Gerhard Swoboda wieder den schmalen Grat zwischen vorsätzlicher Peinlichkeit und unfreiwilligem Humor. Oder umgekehrt. Mit seinen vermeintlich unbeholfenen, schrägen Zaubershows, mit denen er alle Klischees des nachhaltig abgelutschten Magier-Genres endgültig zertrümmert, ist er seit Jahren ein wohltuend aberwitziges Unikum der Wiener Kleinkunstszene. Während er vor dem virtuell geschlossenen Bühnenvorhang – wir haben es schließlich mit einem professionellen Illusionisten zu tun – seinen letzten Kartentrick vorführt, bereiten Stephan Schramm und Christoph Walter die Bühne für den Auftritt von “Zärtlichkeiten mit Freunden” vor.

Was ist das nur für ein Name für ein Kabarett-Duo? Und dann haben sich die beiden Künstler auch noch weibliche Pseudonyme verpasst: Ines Fleiwa und Cordula Zwischenfisch. Soll das lustig sein? Na gut, „Zwischenfisch“ ist ja ganz witzig. Aber auch nur beim ersten Mal. Und es kommt noch schlimmer: die beiden tragen auch noch billige Perücken – und haben überhaupt einen ziemlichen Verkleidungsfimmel. Gut, könnte man geneigt sein zu konstatieren, darüber lacht also der Sachse. Aber zu derartig sinnigen Gedankengängen kommt man nicht mehr, denn was die beiden in der Folge auf der Bühne abfackeln, spottet dermaßen jeder Vernunft, dass sich etliche, vermeintlich unverrückbare Ankerplätze für urteilskräftige Argumentationsketten bei der professionellen Analyse von Kleinkunstdarbietungen schon nach wenigen Minuten schallend lachend vom Kritiker verabschieden. Herrlich!

Eine Probe vor Publikum, gespickt mit unterschwelligen Feindseligkeiten und offen ausgetragenen Konflikten, die alle in hinreißend naturtrübem Nonsens oder effektvollen Schwachsinnigkeiten münden. Und dazu gibt’s bemühte Musik. “Weißt du, warum die Leute noch nicht tanzen? Die staunen noch!” Und wie. Nicht umsonst haben Schramm und Walter in den letzten zwei Jahren eine ganze Handvoll Kabarett-Newcomer-Preise bekommen. Darunter so schöne, wie den “Silbernen Koggenzieher” (Rostock) und das “Goldene Ei” (Cottbus).

Mehr wird nicht verraten. Auch nicht über das eingangs erwähnte, fast schon artistische Highlight des geharnischten Klamauks. Schließlich gab es im “Orpheum” ja nur eine Kostprobe des Programms “Mitten ins Herts”. Mit der kompletten Version gastieren “Zärtlichkeiten mit Freunden” am 27. Juni im “Theater am Spittelberg”, am 28. Juni im Perchtoldsdorfer “Hang Loose” (auf einer ca. 4m²-großen Bühne – das wird interessant!) und am 29. Juni im “Vindobona”. Pflicht-Veranstaltungen für Neulachlandforscher, Anhänger des ungepflegten Humbugs – und alle anderen, die gerade nichts zu lachen haben.

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Peter Blau ist Radioredakteur & Sendungsgestalter, Autor & Sprecher, Kulturjournalist & Kabarett-Fachmann, Fotograf & Wienwanderer – und hocherfreut über Ihren Besuch auf seiner Seite.

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