Sie wünschen, wir spielen
Der Standard 02/1999
Gut. Vergessen wir die 80er. Wer will schon ewig an seinen Jugendsünden gemessen werden. Schwamm drüber. Die Hektiker sind zweifellos ein hochprofessionelles Entertainer-Quartett. Für ihre neue Show “Ich” haben sie sich gar in ein börsennotiertes Kabarett-Dienstleistungsunternehmen verwandelt: die Nachfrage regelt die Inhalte, Marktanalysen führen Regie, der Erfolg ist das Maß aller Dinge und die Shareholder achten auf ihre Value. Sie wünschen, wir spielen: spätkapitalistisches Kommerz-Kabarett – in kühner Konsequenz bis zur bitteren Selbstironie. Denn die angeprangerte opportunistische Oberflächlichkeit bewährt sich im Publikumstest ein ums andere Mal als funktionstüchtiges Stilmittel. Und wenn Viktor Gernot zur Melodie “I am from Austria” parodistisch einwandfrei “… weil ich ein Arschloch bin” singt, dann weht zusätzlich ein Hauch von Neid und Mißgunst durchs Metropol. Dazu kommen beiläufige Witze über Krenn, Clinton und Vera (und das im Hause Hofbauer, aber hallo!), eine erstaunlich uninspirierte Lebensgeschichte des Papstes und heftige Kritik an der TV-Talkshow-Manie – in Form des wenig analytischen Liedes “Mir reicht es, ich halt das nicht mehr aus!”.
So straff der Handlungsstrang auch ist, die an ihm aufgehängten Nummern sind großteils zu plump, als daß er seine Spannung halten könnte. Daran vermag im Endeffekt – leider! – auch der großartig gesetzte proletoide Viergesang, Haider als Falco (“Muß ich denn sterben, um zu siegen?”) und die Lösung der 2/3 –Gesellschaft nach E. T. Spira nichts zu ändern. “Ich” ist ein Programm der dem Anspruch, satirisch anspruchsvoll sein zu wollen, nur allzu selten gerecht wird.
Zum Schluß verschwinden die Hektiker hinter einem Kasperltheater. Tja.
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