Wenn Zwei sich treffen, freut sich der Dritte
„meet & greet”: Eine kabarettistische Groteske von Clemens Haipl und Martin Puntigam.
profil 04/2004
Wolfgang Ambros hat einst eine Handvoll schüchterner Fans, die ein sogenanntes „meet and greet“ mit ihm gewonnen hatten, mit der Begrüßung verstört : „Wisst‘s ihr überhaupt, was meat and greed bedeutet ? Fleisch und Gier!“ Ähnlich fassungslos dürften durchschnittliche Kabarettgeher reagieren, die unversehens in das „meet & greet“ (Regie : Stefan Puntigam) der beiden FM4-Spaßbeauftragten und “Sendung ohne Namen”-Autoren Clemens Haipl und Martin Puntigam geraten. Wer aber das tragikomische, solokabarettistische Oeuvre Puntigams und Haipls Hang zu Nonsens-Grotesken („Projekt X“) schätzt, erlebt eine aus mehreren Gründen äußerst unterhaltsame Humor-Fusion. Denn das Stück über zwei ehemalige Klassenkameraden, deren eigentümliche Lebenswege sich zur Freude des einen und zum Leidwesen des anderen wieder kreuzen, ist ein flottes, einfallsreich inszeniertes, dicht pointiertes und vor allem von Puntigam schauspielerisch brilliant präsentiertes Drama, in dem es vor vertrauten Floskeln und Figuren, geläufigen Situationen und anderen banalen Bruchstücken des Alltags nur so wimmelt. Allerdings durchwegs dermaßen deplatziert, irrwitzig verfremdet und gespickt mit missratenen Metaphern, dass sich die Münder öffnen „wie Sperrangeln“. Das Ergebnis ist eine monströs wirkende zwischenmenschliche Missgeburt, die aber in all ihren Details unangenehm vertraut ist. Ein schräg gerahmtes, komisches Mosaik aus schonungslosen Zerrspiegelsplittern als aktuelles, absurdes Theater.
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