Duo über Dreibeiner
Der Standard 12/1995
Da sind sie wieder, diese tiefschwarzen Wienerlieder, die nichts von jener Süßlichkeit abbekommen haben, die herkömmliche Vertreter ihrer Gattung in den Rang einer idealen Heurigen-Beilage erhoben haben. Das musikkabarettistische Duo „Gröll & Groebner“ gräbt in seinen Hirngespinsten hemmungslos nach ganz alltäglichen Grauslichkeiten, wie gerechtigkeitsfanatischen Hundebesitzern, die ihren treuesten Freunden ein Bein amputieren, um für extremitäre Ausgewogenheit zu sorgen, veranschaulicht „einen Tag im Leben eines Wieners“ adäquaterweise mit den Mitteln des Schattentheaters, stößt auf Basilisken, Teufel, Psychopathen, Mörder und schlussendlich auf die der Wiener Seele zugrunde liegende Erkenntnis: „Nur wenn’s mir schlecht geht, geht’s mir gut.“
„Lustig is anders“ heißt das zweite Programm der heurigen Gewinner des Grazer Kleinkunstvogels, das abermals Anlass zu hochfliegenden Hoffnungen gibt – aber noch immer an den gleichen Kinderkrankheiten laboriert, wie das erste: teils extemporierten Überleitungen und Doppelconférencen, deren Qualität mit jener der außerordentlichen Lieder nicht mithalten kann. Daran vermag auch das eigentümliche Charisma des physisch begnadeten frontman Severin Groebner nichts zu ändern. Trotzdem erfrischend schaurig schön. (pb) (11.+18.12. Kabarett Niedermair, 14.12. Vorstadt)
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