Tofu mit Sojasauce
Der Standard 09/1994
Wie ein Gabelstapler, der einen Sack voll Luftballons transportiert … So präsentiert Alexander Goebel zu Beginn seiner neuen Comedy-Show die Pointen: lautstark bemüht, von Weitem erkennbar und mit jener elegischen Geschwindigkeit, die das dahinter im Stau steckende Publikum eigentlich zur Raserei treiben müsste. Doch statt in einem Hupkonzert entlädt sich die Emotion dankbar an den entsprechend dem Gesetz des Minimums verteilten Soll-Lach-Stellen, wie z.B. der dankbaren Suche nach gemeinsamen Feindbildern („Eiergänger“). Nur die Band sorgt für Schwung und Stimmung. Doch alle K&K-Besucher kann auch sie am Premieren-Abend nicht überzeugen, der zweiten Hälfte des Programms noch eine Chance zu geben. Too bad. Denn in dieser blüht Goebel geradezu auf – oder ist dieser Eindruck nur die Folge des in der ersten Hälfte drastisch gesenkten Anspruchs? Wie auch immer: Wie weggeblasen sind Pathos und Charmelosigkeit und mit vergleichsweise erfrischender Spontaneität witzelt er sich durch seine Telefon-Spielchen mit ahnungs- und arglosen Opfern, verliert nur kurz die Übersicht über Maß und Ziel dieses Show-Elements, leitet über zum Drama der rebellischen Socke und zur Wellensittich-Saga, und singt zum krönenden Abschluss mit acapella-Begleitung seiner Musiker „Blue moon“. Fast versöhnlich.
Und dennoch bleibt der Eindruck, Goebel solo wäre wohl ziemlich fad und geschmacklos gewesen. Erst die Band sorgt für die unbedingt nötige Würze. Goebel & Band – wie ein Stück Tofu mit Soja Sauce.
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